Nachdem ihr die Kotprobe untersuchen lassen und ein positives Ergebnis erhalten habt, geht es nun darum, die Parasiten wieder in den Griff zu bekommen. Wann genau eine solche Wurmkur nötig ist, da ist man sich nicht so ganz einig, da einerseits eine gewisse Balance an Parasiten völlig natürlich, ja sogar gesundheitsförderlich ist, ein Übermaß allerdings gesundheitsschädlich, schlimmstenfalls sogar tödlich ist (Darmverschluss).

Vor wenigen Jahren hat man ab frühestens mittelgradigem Befund entwurmt, heute beginnt man ab jedem noch so kleinen Nachweis mit der Begründung, dass nicht immer alle nachgewiesen werden, die man gerade jetzt findet. Ein tatsächlicher Befund kann daher höher ausfallen, als der schriftliche Befund aussagt.  Empfehlenswert ist, wenn ihr euch an einen auf Reptilien spezialisierten Tierarzt wendet, welcher das richtige Medikament für die nachgewiesenen Parasiten raus sucht und die Dosierung dem Schildkrötengewicht anpasst. 


Damit nicht nur die Parasiten, sondern auch deren Eier abgetötet werden, muss die Wurmkur wiederholt werden. So erwischt man die aus den Eiern geschlüpften Parasiten, bevor diese neue Eier legen. Auch dies geschieht in Absprache mit dem Tierarzt. Wie oft und welchen Abständen wiederholt wird, entscheidet die Dosierung und Art des Medikaments. Am häufigsten ist jedoch nach der ersten Gabe die Wiederholung ca. 10 Tage später.

Ich selbst muss sagen, dass ich mich mit der Behandlung von geringgradigem Befund eher schwer tue, denn Parasiten gehören dazu und wenn man immer mit der Chemiekeule dagegen an geht, bin ich nicht sicher, ob man langfristig damit wirklich mehr Nutzen erreicht, wie man ihn aktuell erhofft. Ich selbst würde bei geringgradigem Fall daher nicht behandeln, sondern Juli und August jeweils viel in Sachen Ernährung tun, um es den Parasiten auf natürliche Weise ungemütlich zu machen. Das heißt so wenig wie möglich Frischfutter, stattdessen großzügige an- und vertrocknete Wildkräuter. Wenn im Gehege viel wächst, ordentlich zurück schneiden, antrocknen lassen und dann wieder anbieten (natürlich noch ausreichend Schattenplätze und Struktur übrig lassen, wir wollen keine flach gemähte Wiese 😉 ). Wenn die Schildkröten getrocknete Wildkräuter nicht anrühren, egal. Haltet durch. Dieser Hungerstreik ist für Menschen oft schwerer zu ertragen, als für die Tiere 😉 Kein gesundes Tier verweigert seine naturgegebene Nahrung so lange, bis es am Hungertod stirbt. Zeitweise ja, aber krankheitsfördernd, nein. Haltet diese Ernährung diese 2 Monate durch. Ab September könnt ihr, im schonenden Übergang, dann wieder auf gewohnte Frischfutter-Wildkräuter-Ernährung umsteigen. Achtet drauf, dass die Schildkröten ausreichend trinken. Förderlich ist, wenn ihr so bewässert, dass kleine Pfützen entstehen. Schildkröten trinken gern aus solchen Pfützen. Trinken wiederum regt die Darmtätigkeit und Urinabsatz an. Es fördert also das Ausscheiden von Parasiten.

 

Manche schwören drauf, einfach Karotten anzubieten, aber davon halte ich nichts, denn sie haben nicht die gleiche Wirkung. Vorbeugend können sie unterstützend wirken, allerdings wirken sie nicht besser als eine allgemein gesunde Ernährung. Und dann ziehe ich die Empfehlung vor, lieber auf eine allgemein artgerechte Ernährung zu achten, dazu gehört auch das Füttern getrockneter Wildkräuter in den Sommerwochen, als Fehlernährung irgendwie durch Karotten ausgleichen zu wollen.

 

Andere wiederum kreieren eine selbst gemachte Wurmkur aus Kräutern, Eiern, Gemüse oder ähnlichem. Es gibt allerdings auch Berichte, dass genau diese Wurmkuren nicht vertragen wurden und deswegen davon abgeraten wird und alle Rezepte aus dem Netz gelöscht wurden mit genau jener Begründung.

Ich selbst haben ebenfalls ein solches Rezept ausprobiert und wende es seit einigen Jahren an, "zufällig" nach Veröffentlichung meines Videos gibt es wieder mehr, die auch ihre pflanzliche Wurmkur wieder öffentlich zugeben. Dies hier zu erwähnen, soll allerdings nicht als Empfehlung gesehen werden, sondern vielmehr das Teilen (m)eines Erfahrungswertes. Bitte beachtet dabei, dass ich weder Tierarzt bin noch die Verantwortung für die Nachahmung übernehmen möchte und kann. Jeder ist für sich und seine Tiere verantwortlich, eine selbstgemachte 


Wurmkur sollte weder prophylaktisch gegeben werden noch als Tierarztersatz gesehen werden. Je schwerwiegender der Parasitenbefall, desto wichtiger ist der Tierarzt !

Bitte stimmt einen positiven Befund und den Umgang damit immer mit eurem Tierarzt ab, um unnötiges Leid durch Fehlbehandlung oder zu langer unnötiger Wartezeit zu vermeiden, ebenso bitte falsche Dosierung oder Überdosierung vermeiden!

 

Ich verwende

 

  • 1 mittelgroße Karotte
  • 1EL gemahlene Kürbiskerne
  • 1EL Wermutkraut (getrocknet, geschnitten)
  • 1EL Salbeiblätter (getrocknet, geschnitten)
  • 1EL erwärmtes Kokosöl
Zur Homepage des Herpeton Verlags

Alles miteinander pürieren und an ca. 4 junge Schildkröten verteilen. In der Regel wird es gern gefressen, ich vermute allerdings, dass ähnlich beim Kalzium, die Tiere, die keinen Bedarf an Entwurmung haben, weniger davon fressen als jene, die den Parasiten entgegen wirken wollen. Ich möchte wiederholen: das ist meine Erfahrung, nach diesem Rezept haben meine Tiere keine Nebenwirkungen gehabt, jedoch Parasiten ausgeschieden. Das kann bei euren Tieren und/ oder bei Abweichungen des Rezepts (insbesondere wer mit Öl übertreibt) anders sein, bitte daher nicht ohne Absprache mit dem Tierarzt anwenden!

 

Fazit: Parasiten sind natürlich und gesundheitsförderlich, wir können und sollen sie nicht 100%ig aus unserem Leben verbannen, aber ein unnatürliches Gleichgewicht muss wieder hergestellt werden, damit die Gesundheit und das Wohlbefinden gewährleistet ist. Je nach Schwere reicht eine verbesserte Ernährung, Reduzieren von Stress und das Vermehrte Baden, eventuell auch die pflanzliche Wurmkur. Wir dürfen aber dennoch offen dafür sein, manchmal unnatürliche Wege (chemische Wurmkur) gehen zu müssen, um wieder einen natürlichen Zustand herzustellen. Aber je besser uns die allgemeinen Haltungs- und Ernährungsbedingungen gelingen, desto seltener ist ein solches Eingreifen nötig.

Infos zur Haltung, Ernährung, Kotuntersuchung, Wurmkur uvm. könnt ihr in diesem Buch nachlesen. Büchertipps zum natürlichen Lebensraum findet ihr hier.


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