NDR Schleswig Holstein Magazin 20.09.2014 ab 19:30 Uhr |
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Hinter den Kulissen |
Alles ist ganz normal bei den Kosins im gemütlichen Klanxbüll im Kreis Nordfriesland. Alles? Fast alles. Ein kleines Warnschild mit Schildkröte im Vorgarten ihres Einfamilienhauses lässt erahnen, dass es hier vielleicht doch etwas anders zugeht als bei den Nachbarn. Im Garten hinter dem Haus leben in einem Freigehege 30 Schildkröten. Die meisten von ihnen sind griechische Landschildkröten - auf die hat sich die 28 Jahre alte Ines Kosin spezialisiert. Inzwischen gilt sie als Expertin, berät Schildkröten-Freunde aus ganz Deutschland und nimmt Tiere in Not auf.
Im Dezember veröffentlicht sie ihr erstes Buch - über die artgerechte Haltung der Tiere im eigenen Garten. Die Idee zu dem Ratgeber kam, als die Kosins mit ihren beiden Kindern vor zwei Jahren in das Haus nahe des Klanxbüller Bahnhofs zogen - und endlich Platz genug hatten, ein richtig großes Freigehege anzulegen. Die Leidenschaft für die Reptilien entstand, als Ines elf Jahre alt war und sich in einem Zoogeschäft in eine Wasserschildkröte verguckte. Sie sparte ihr Taschengeld und erfüllte sich ihren Wunsch. Mit 18 Jahren zog die erste Griechische Landschildkröte ein - sie heißt Joli. Damals musste Joli noch in ein Terrarium in der Wohnung auf Sylt leben.
Doch von Terrarium-Haltung hält Ines Koslin gar nichts mehr. "Ich habe gemerkt, dass man im Terrarium gar nicht das umsetzen kann, was für die Tiere gut ist", sagt sie. Nach dem Umzug zurück aufs Festland ging es für die Tiere ins Freie - und jetzt, im neuen Garten, haben sie über 100 Quadratmeter ganz für sich. Denn: "Niemand kann den natürlichen Lebensraum besser nachahmen, als die Natur selbst", findet Koslin, die als Konditorin auf Sylt arbeitet. Schildkröten sind wechselwarme Tiere. Das bedeutet, dass sie ihre körperliche Aktivität den Temperaturen anpassen. "Sie fahren nachts, wenn es kälter ist, runter. Und das können sie in Wohnungen ja nicht. Das sieht man denen aus Terrarienhaltung auch an, die sehen oft schlecht aus", bedauert sie.
Apropos runterfahren: Die Schildkröten halten Winterschlaf. Gut und gerne fünf Monate liegen sie eingegraben in der Erde. In ihrem Garten hat Ines Kosin dafür eine Art "Schildkröten-Keller" gebaut. Und wer da nicht mehr reinpasst, der kommt einfach in einen ausrangierten Kühlschrank. Wenn der Winterschlaf vorbei ist, geht es für Ines 27 Schildkröten und die Tiere, die sie zur Vermittlung aufgenommen hat, in den neuen Garten. Hier können sie, ganz wie in ihrer natürlichen Heimat im östlichen Mittelmeerraum, über Rasen und Steine kriechen, an Kräutern knabbern oder sich im Schatten kleiner Palmen entspannen. Alles ist liebevoll angelegt. Und einen Teil der Arbeit nehmen die Tiere Ines sogar ab: Sie buddeln sich ihre Höhlen selbst und verraten der Nordfriesin durch ihr Verhalten, welche Ecken ihnen gefallen und welche sie für ihre Tiere noch ausbauen muss.
Einen Großteil ihres Wissens habe sie sich durch Erfahrung angeeignet, sagt sie. Und dazu gehörten leider auch Fehler wie die Haltung im Terrarium. Nicht jede Zoohandlung könne wirklich fachkundig beraten, wenn es um die sensiblen Schildkröten gehe. Und längst nicht jeder Tierarzt kenne sich ausreichend mit den Reptilien aus, so die Schildkrötenexpertin. Auch deshalb hat Ines Kosin sich entschieden, ihr Buch über die artgerechte Haltung von griechischen Landschildkröten zu schreiben. Damit nicht genug: Sie arbeitet auf Sylt, kümmert sich um ihre zwei kleine Kinder und das Haus sowie um die etwa 30 bis 50 Tiere im Garten – das klingt nach viel Stress. "Von wegen", lacht Ines Kosin. Um die Schildkröten kümmert sie sich höchstens eine halbe Stunde am Tag. Seitdem das Gehege fertig ist, haben die Tiere dort ja alles was sie brauchen - und die Kosins können die Exoten ganz gemütlich bei ihrem gelassenem Treiben beobachten.
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